Bestatter ABC: N wie Nekrose versus Verwesung und Fäulnis

Abbildung: Amputation von Gliedmaßen, Kupferstich, frühes 18. Jh., Plattenmaß 19 x 32 cm, "Tab. XIV" aus einem Buch, Quelle: Wikipedia

Das Wortbildungselement „nekro“ stammt aus dem Griechischen νεκρός (nekrós) und bedeutet „Toter“ bzw. „Leiche“. In unserem Sprachgebrauch kennen wir dieses Präfix von Begriffen wie Nekrophilie (abweichende Sexualpräferenz auf Verstorbene abzielend), Nekroskopie (Leichenbeschau), Nekrologie (Lehre der Todesursachen), Nekrophage (Aasfresser), Nekromantie (Totenbeschwörung, Jenseitskontakte), Nekropole (Totenstadt, Bestattungsplatz)….

Am häufigsten begegnet uns das griechische Wort „nekro“ aber im Zusammenhang mit dem Begriff der Nekrose aus dem medizinisch-pflegerischen Kontext. Unter einer Nekrose versteht man den Prozess der Gewebsfäule verursacht durch das Absterben von Zellen und Zellverbänden infolge von Nährstoff- und Sauerstoffmangel, Infektion, Verbrennungen oder Gift etc. Nekrosen können sich im Zusammenhang mit einem Druckgeschwür (Dekubitus) bilden, welches bei bettlägerigen Patienten am Rücken, am Gesäß oder an den Fersen auftreten kann. Beispiele für nekrotische Prozesse sind weiters das Gangrän (Wundbrand) bzw. das diabetische Fußsyndrom, im Volksmund auch „Raucherbein“ genannt, bei dem eine Extremität aufgrund eines Gefäßverschlusses abstirbt und zu faulen beginnt.

Nekrosen sind krankhafte Prozesse und müssen behandelt werden. Dies geschieht in der Regel durch die operative Entfernung des abgestorbenen Gewebes und die Gabe von Antibiotika. Im Notfall muss eine Amputation des betroffenen Gliedmaßes erfolgen.

Der Verwesungsprozess bei einem Leichnam ist zwar ebenso ein nekrotischer Prozess, allerdings wird der Begriff der Nekrose nur bei Lebenden verwendet. Bei Verstorbenen spricht man von Verwesung, einem Prozess der Hetero- und Autolyse, also der Selbstverdauung durch körpereigene Enzyme und durch Mikroorganismen (Bakterien und Pilze), die von außen dazukommen. Nekrophagen (Aasfresser) wie Maden oder andere Insekten spielen bei der Vergänglichkeit eines Leichnams nur dann eine Rolle, wenn der Körper nicht rasch genug vom Bestatter abgeholt, eingesargt und gekühlt wird. Dann legen Fliegen ihre Eier ab, aus denen Maden schlüpfen, die sich von Verwesendem ernähren. Dass man im Erdgrab von „Würmern“ gefressen wird, ist also ein Mythos. Effektiv und rasch aufgefressen werden wir, wenn wir nicht bestattet werden und ungeschützt in der freien Natur liegen. Maden kommen aber auch bei der Behandlung von Nekrosen zum Einsatz, sie fressen nekrotisches sehr sauber Gewebe ab, das durch ihren Einsatz abgetragen wird.

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe "Fäulnis" und "Verwesung" synonym verwendet, genau genommen sind es aber unterschiedliche Prozesse der Zersetzung. Fäulnis ist der Vorgang der Zersetzung durch Mikroorganismen bei Sauerstoffmangel und eine Form der Gärung. Faulige Organismen riechen sehr unangenehm, Ursache dafür sind die durch den Abbau von Proteinen und Aminosäuren entstehenden Stoffwechselprodukte und so genannten „Leichengifte“ wie z. B. Cadaverin oder Putrescin. Fäulnis riecht wirklich eklig, ist aber etwas Gutes, denn Stoffe aus abgestorbenen Organismen werden in für die Pflanzenwelt nutzbare anorganische Stoffe umgewandelt. Von Verwesung spricht man, wenn (im Gegensatz zur Fäulnis) genügend Sauerstoff zur Verfügung steht und organische Stoffe vollständig zu Kohlenstoffdioxid, Wasser und Harnstoff abgebaut werden. Durch die Kühlung eines Körpers oder durch die Behandlung mit speziellen Konservierungsmitteln wird das Wachstum von Keimen verlangsamt oder vorerst blockiert, wodurch sich Fäulnis und Verwesung verzögern lassen.

Christine Pernlochner-Kügler

Die I. Neumair Bestattung und mehr GmbH ist Ihr Tiroler Ansprechpartner für traditionelle Bestattungen und moderne Verstorbenenversorgung (Thanatopraxie), Trauerfeier- lichkeiten, Trauerbegleitung und Seminare mit Sitz in Innsbruck.

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