Zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen zählen Fehlgeburten, wobei etwa 1% aller Paare mehrere Fehlgeburten erleidet. Was Fehlgeburten für die betroffenen Männer bedeutet und welche Auswirkungen sie haben, darüber weiß man wenig, da bislang der Schwerpunkt auf die Erforschung psychischer Folgen bei den Müttern lag.
Eine in einer irischen Klinik durchgeführte kleine qualitative Untersuchung mit fünf betroffenen Männern, deren Partnerinnen zumindest zwei Fehlgeburten hatten, ist vielleicht nicht repräsentativ, allerdings sind die Ergebnisse interessant und durchaus plausibel. Alle fünf Männern reagierten mit ausgeprägten psychischen Belastungen. Für die Betroffenen kristallisierten sich folgende Hauptthemen der Krise heraus:
Fehlgeburten sind auch für Männer zutiefst emotionale Erfahrungen und die Belastungsreaktionen verschlimmern sich mit jeder weiteren Fehlgeburt. Zur eigenen Trauer kommt die Frustration, da die Männer nicht wussten, wie sie ihre Partnerinnen am besten unterstützen können und das Gefühl hatten, selbst unwichtig zu sein. Männer nehmen sich als Beschützer und Unterstützer ihrer Partnerinnen wahr, was die Vernachlässigung ihrer eigenen Bedürfnisse zur Folge hat.
Die Befragung zeigte außerdem, dass es an der rechtzeitigen Bereitstellung von Informationen über Fehlgeburten und Hilfsangeboten mangelt. Die Qualität der Betreuung sollte also verbessert werden und der Fokus sollte von Angeboten für die Mütter auf die Väter erweitert werden, denn der Bedarf von Männern und Frauen ist ähnlich.
Liebe Männer, ihr habt ein Recht auf eure Trauer, schaut auf euch und was ihr braucht, nehmt Hilfe an, denn nur so habt ihr Kraft für die trauernden Mütter und Geschwisterkinder. Liebe Omas, Opas, Freunde und Freundinnen, vergesst nicht, dass auch die Väter Hilfe, Unterstützung und Verständnis brauchen.
Foto: Sasha Freemind / www.unplash.com
Quellen:
38. Newsletter "Trauerforschung im Fokus": Juni 2022
Harty, T.; Trench, M.; Keegan, O.; O'Donoghue, K.; Nuzum, D. (2022). „The experiences of men following recurrent miscarriage in an Irish tertiary hospital: A qualitative analysis“, in: Health Ex-pectations, Vol. 25, Nr. 3, S. 1048-1057