Bestatter ABC – R wie Rigor mortis oder Totenstarre

Bestatter ABC – R wie Rigor mortis oder Totenstarre

Während fehlende Atmung, fehlender Puls, Kälte und Blässe keine sicheren Todeszeichen sind, gehört die Totenstarre, der „Rigor Mortis“ zu den sicheren Todeszeichen.

Der Rigor tritt einige Stunden nach dem Versterben einer Person ein und ist wesentliches Merkmal für die sichere Feststellung des Todes und auch für die Einschätzung des Todeszeitpunktes. Die Totenstarre kommt dadurch zustande, dass sich nach Eintritt des Todes das Adenosintriphosphat (ATP), ein Energieträger in unseren Zellen, abbaut und sich demzufolge Myosin an die Aktinfasern bindet. Myosin und Aktin sind fadenförmige Proteinmoleküle, die es möglich machen, dass sich unsere Muskeln verkürzen und wir uns bewegen können. Diese kleinsten Muskelfasern "verkleben" also durch den Abbau von ATP und dadurch entsteht die Starre, die man durch physiologisch natürliche Bewegung leicht lösen kann. Wenn man Arme und Hände durch Beugen und Strecken bewegt, lösen sich diese Verbindungen und somit auch die Totenstarre. Das ist keine Hexerei. Wenn der Rigor Mortis stark ausgeprägt ist, braucht man etwas mehr Kraft und ein paar Anläufe mehr. Grundsätzlich gilt: Je mehr Muskelmasse vorhanden ist, desto stärker ist auch der Rigor. Bei jungen durchtrainierten Männern ist er stark ausgeprägt, bei alten bettlägerigen Menschen sehr schwach oder auch gar nicht mehr wahrnehmbar vorhanden. In diesem Fall helfen dem Arzt die Totenflecken (Livores) als sichere Todeszeichen bei der Feststellung des Todes.

Es ist zwar richtig, dass sich die Totenstarre von selbst löst, allerdings erst nach einigen Tagen, nämlich dann, wenn die Verwesung merkbar einsetzt. Wenn sich Angehörige noch einmal verabschieden wollen, ist es also nicht sinnvoll zu warten, bis der Rigor sich von selbst löst. Außerdem wird der Leichnam in der Kühlung aufbewahrt, wo die Verwesung, aber auch die Lösung der Totenstarre verzögert werden, daher lösen wir die Totenstarre. Erstens, weil eine ausgeprägte Starre für Angehörige doch recht bizarr wirken kann, und zweitens, weil es mit dem Ankleiden des Oberkörpers sonst schwierig wird.

In den Beinen belassen wir die Totenstarre, sofern der Leichnam in ausgestreckter Position liegt, denn der Unterkörper lässt sich in der Starre leichter einkleiden. Auch beim Umlagern in den Sarg ist es von Vorteil, wenn der Leichnam starr ist. 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Christine Pernlochner-Kügler

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